12. November 2023

Karel Schwarzenberg wird uns fehlen


Der Tod von Karel Schwarzenberg erfüllt uns mit tiefer Trauer und hinterlässt eine schmerzliche Lücke im deutsch-tschechischen Dialog.

Wie kein anderer tschechischer Politiker neben Václav Havel gab „der Fürst“, wie er respektvoll genannt wurde, seinem Land und den deutsch-tschechischen Beziehungen, die ihm zeitlebens am Herzen lagen, eine unüberhörbare Stimme in Europa.

Als Havels Berater war er in den 1990er Jahren maßgeblich am Zustandekommen der Deutsch-Tschechischen Erklärung beteiligt und prägte später als tschechischer Außenminister (2007-2009 sowie 2010-2013) bedeutend die Annäherung zwischen beiden Nachbarn.

Das deutsch-tschechische Verhältnis war ihm nicht nur auf politischer Ebene ein Anliegen und ein Schlüssel für das Zusammenleben in Europa. Als leidenschaftlicher Fürsprecher des zivilgesellschaftlichen Dialogs, begleitete er auch den Zukunftsfonds seit dessen Gründung mit großer Sympathie: „Die Zusammenarbeit der Völker und die Versöhnung und Bewältigung der Vergangenheit ist eine zu ernste Sache, als dass man sie den Politikern allein überlassen kann“, gab er allen mit auf den Weg, denen an guten nachbarschaftlichen Beziehungen gelegen ist, und fügte hinzu: Auch ich habe einst bezweifelt, dass zwischen unseren beiden Völkern echte Freundschaft entstehen kann. Es ist gelungen, besonders wenn ich sehe, wie sich unsere jungen Menschen begegnen. Wenn dies in Mitteleuropa gelungen ist, sollte es auch anderswo möglich sein. Den Wandel in den Beziehungen hat vor allem die Zivilgesellschaft bewirkt, und dies ist dank des Zukunftsfonds passiert. Vielleicht könnte gerade dieser Fonds eine Inspiration für Europa sein.“

Seine menschliche Größe und Noblesse, seine Weitsicht und kompromisslos integre Haltung sowie sein feiner Humor werden uns – und im deutsch-tschechischen Austausch besonders – schmerzlich fehlen. Seine Vision eines freundschaftlichen nachbarschaftlichen Zusammenlebens in Europa und anderswo auf der Welt – aktueller denn je – bleibt uns ständige Aufgabe und Verpflichtung.  

Feierliche Verleihung des Deutsch-tschechischen Journalistenpreises, Leipzig (UT Connewitz), 1.11.2019
Foto: Ondřej Staněk

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