12. Juli 2024

Was sah Franz Kafka? Eine Ausstellung zwischen Bild und Sprache

Projekt des Monats Juni 2024


Mit Kafkas Augen: Zwischen Bild und Sprache, internationale Ausstellung der Westböhmischen Galerie Pilsen

Was sah Franz Kafka mit eigenen Augen? Wie nahm er die umgebende Welt visuell wahr? Welche Kunst gefiel ihm und welche Maler bewunderte er? Solche und ähnliche Fragen haben die Kuratorin und Kunsthistorikerin Marie Rakušanová zu einer originellen Ausstellung inspiriert, in der sie anhand erhalten gebliebener visueller Artefakte Antworten darauf sucht. Besucherinnen und Besucher können an kommentierten Führungen teilnehmen oder sich im Rahmen von Kreativworkshops mit Kafkas Visualität auseinandersetzen.

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Es handelt sich um ein äußerst vielgestaltiges Mosaik. Neben den modernistischen Werken seiner Zeitgenossen wie z. B. Emil Filla, Bohumil Kubišta und Antonín Procházka oder seiner deutsch-jüdischen Freunde von der expressionistischen Gruppe Osma konnte Kafka in Prag auch das Vordringen neuer Stile – des französischen Impressionismus, des deutschen Spiritualismus, des Jugendstils oder Kubismus – beobachten.

Die Ausstellung umfasst auch Plakate von Tanz-, Theater- und Kabarettvorstellungen, zeitgenössische Filme, Fotos oder Illustrierte, kurz: alles, was ihn umgab und sich in seinem Blickfeld befand.

In der Vielfalt der Bilder, die Kafka in seinem Alltag umgaben, lässt sich eine Parallele zur Mehrsprachigkeit erkennen, die für das damalige Prag wie auch für den gesamten mitteleuropäischen Raum charakteristisch war. Auf dem Weg durch seine Stadt war Kafka einem Gewirr von Sprachen ausgesetzt – Tschechisch, Deutsch, das Deutsch der jüdischen Intellektuellen, das ,Kuchelböhmisch‘ tschechischer Köchinnen und Bediensteter“, erklärt die Autorin der Ausstellung Marie Rakušanová.

Und es ist natürlich interessant, zu verfolgen, wie sich Kafkas Visualität nicht nur in seinem grafischen, sondern vor allem auch in seinem geschriebenen Werk widerspiegelt.  Auch darauf verweist die Ausstellung, lässt dabei jedoch jedem Besucher Raum, die visuellen Spuren in Kafkas Werken selbst zu entdecken.

Das Projekt „Franz Kafka und die bildende Kunst: Durch das Prag der drei Welten“ – der tschechischen, deutschen und jüdischen – wurde von der Westböhmischen Galerie Pilsen und dem Adalbert Stifter Verein initiiert, der auch für die Öffentlichkeitsarbeit in den deutschsprachigen Ländern zuständig ist. Schwerpunkt der Ausstellung wie auch der begleitenden Monografie sind die erhalten gebliebenen Zeichnungen Kafkas, die im Kontext moderner mitteleuropäischer Kunst, japanischer Holzstiche und der gesamten visuellen Kultur seiner Lebenszeit präsentiert werden.

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds hat die Ausstellung im Rahmen der Sonderausschreibung „Kafka ´24“ gefördert, die zum 100. Todestag des Schriftstellers ausgeschrieben wurde. Sie ist seit Anfang Juni geöffnet und kann noch bis Ende Oktober besichtigt werden.

Geförderte Projekte