29. August 2024

Königsmühle: Wie ein Festival und ein Poesiomat einen verlassenen Ort zum Leben erwecken

Eine kleine Siedlung im Erzgebirge geriet nach der Vertreibung der deutschen Bewohner in Vergessenheit. Ihre Geschichte wird nun von einem neuen Poesiomaten erzählt.

Projekt des Monats August 2024


Die Erinnerungen und das Zeitzeugnis von Rosemarie Ernst, der letzten noch lebenden ehemaligen Bewohnerin der deutschen Siedlung Königsmühle, festgehalten in einer Tonaufnahme, das ist die Stimme des neuen Poesiomaten. Er erzählt nicht nur von der Vergangenheit des Ortes, der nach der Vertreibung der deutschen Bewohner aus dem Grenzgebiet verschwand, sondern auch von seinem kulturellen Erbe. Auf Deutsch, Tschechisch und dem Dialekt der Erzgebirgsdeutschen sind Sagen, Märchen und Lieder zu hören, die tief in der Geschichte der Region verwurzelt sind.

Ondřej Kobza stellt seine Poesiomaten seit fast einem Jahrzehnt in der Landschaft auf. Dank der Zusammenarbeit mit dem Zukunftsfonds auch an acht Kirchen im ehemaligen Sudetengebiet. Nun ist der Poesiomat in Königsmühle hinzugekommen. Besucherinnen und Besucher des jährlich stattfindenden Landart-Festivals haben ihn im Beisein der Zeitzeugin enthüllt.

Rosemarie Ernst

Im Ort Königsmühle (Královský mlýn) lebten vor dem Zweiten Weltkrieg knapp 60 überwiegend deutschsprachige Bewohnerinnen und Bewohner in einigen wenigen Häusern. Nach ihrer Vertreibung verschwand der Ort von der Landkarte, und von den Häusern blieben nur Ruinen in der menschenleeren Landschaft zurück. Wiederentdeckt wurde der Ort von Petr Mikšíček, einem Dokumentarfilmer und Erzgebirgsexperten, der das Landart-Festival ins Leben gerufen hat.

In diesem Jahr war auch Tomáš Jelínek, Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, anwesend, um die Besucher zu begrüßen. „Beim Festival in Königsmühle vermischen sich ganz selbstverständlich die deutsche und tschechische Sprache, Grenzen und Zeit spielen hier keine Rolle, man trifft Künstler aus Chomutov ebenso wie aus Annaberg und hört Geschichten von heute und früher. Deshalb schätzen wir die Aktivitäten von Petr Mikšíček und dem gesamten Verein DoKrajin sehr.“

Fotos: Petr Mikšíček

Geförderte Projekte