MEETING BRNO 2025
Der 10. Jahrgang des Festivals 80 Jahre nach Kriegsende suchte nach Antworten zu Frieden und Versöhnung in der heutigen Welt.
Unser Projekt des Monats Mai.

Das diesjährige Festival stand im Zeichen zweier Jubiläen: Meeting Brno feierte sein zehnjähriges Bestehen, und es erinnerte an den 80. Jahrestag des Kriegsendes. Wir waren dabei und haben uns gemeinsam erinnert!
Am 29. Mai trafen sich nach der feierlichen Eröffnung alle erstmals zur Veranstaltung Brünn an einem Tisch auf dem Mendel-Platz. Am Samstag brachen dann Tschechen und Deutsche gemeinsam zum traditionellen Versöhnungsmarsch von Pohrlitz / Pohořelice nach Brünn auf, der in entgegengesetzter Richtung symbolisch den Weg nachzeichnet, den 30.000 deutsche Einwohnerinnen und Einwohner 1945 bei ihrer Vertreibung aus der Stadt zurücklegen mussten.
Bei einem Gedenkakt im Kaunitz-Kolleg, wo während der deutschen Besatzung tausende Gegner des Nationalsozialismus inhaftiert waren und hunderte von ihnen ums Leben kamen, gedachten sie gemeinsam der Opfer. Für den Zukunftsfonds legte unser Geschäftsführer Tomáš Jelínek einen Blumenstrauß nieder. Die Bedeutung des Festivals für die deutsch-tschechischen Beziehungen würdigte er mit folgenden Worten:
„Meeting Brno ist ein herausragendes Beispiel dafür, welch unverzichtbare Rolle die Zivilgesellschaft im deutsch-tschechischen Dialog und in der Erinnerungskultur spielt. Es deckt die Geschichte der Stadt, die Geschichten ihrer jüdischen Einwohner, das Schicksal von Opfern des Holocaust und der nationalsozialistischen Verfolgung wie auch der Vertreibung der Brünner Deutschen im Jahr 1945 auf. Das Nachbarschaftsfest ,An einem Tisch‘ und der Versöhnungsmarsch aus Pohrlitz / Pohořelice, an dem jedes Jahr gemeinsam hunderte von Zeitzeugen, ihre Nachkommen aus Deutschland wie auch heutige Einwohnerinnen und Einwohner Brünns teilnehmen, sind einer der Beweise dafür, wie notwendig es auch 80 Jahre nach Kriegsende ist, das Leid und Unrecht aus der gemeinsamen Vergangenheit durch seine Anerkennung, durch gegenseitiges Kennenlernen und Vertrauen zu überwinden.“
Das Programm des Festivals reflektierte unser Jahresthema Wie sagt man heute „never again“? Das Memento an den Krieg ist in unserem Gedächtnis nach wie vor präsent. In einer Zeit, in der die friedliche Stabilität durch den bereits drei Jahre andauernden Krieg in der Ukraine unterbrochen wurde, der sich jederzeit auf Europa ausweiten kann, gewinnt es erneut an Aktualität. Was können wir aus der Geschichte lernen? Welchen Preis haben Frieden und Versöhnung heute? Und was sind wir bereit, für eine Zukunft zu tun, in der Frieden ein kostbarer und geschützter Wert ist? Auf all diese Fragen suchte das Festival nach Antworten. Sein ureigenstes Anliegen sind Dialog und Verständigung, die Überwindung historischen Unrechts, die Suche nach gemeinsamen Wegen und grenzüberschreitender Zusammenarbeit sowie die Umwandlung von Erfahrungen der Vergangenheit in Inspiration für die Zukunft.
Der Fonds fördert das Multigenre-Festival Meeting Brno bereits seit 2017. Wir freuen uns, dass seine Bedeutung und Popularität stetig wächst. Die zehn Tage voller Konzerte, Ausstellungen, Theateraufführungen, Filme, Workshops und Debatten mit bedeutenden Persönlichkeiten haben neue Begegnungen zwischen einstigen und heutigen Einwohnern Brünns, zwischen Zeitzeugen und jungen Menschen, zwischen Mährern, Böhmen und Deutschen ermöglicht. Sie alle konnten sich davon überzeugen, dass das Verständnis der Vergangenheit ein Schlüssel zur Zukunft ist.
Die Festivaldramaturgie und die beteiligten Bürgerinitiativen sind auch mit politischen Vertretern vernetzt. Unterstützung kommt vom Landeshauptmann der Region Südmähren und von der Brünner Oberbürgermeisterin, und zwar kontinuierlich schon seit Gründung des Festivals im Jahr 2015, als die Stadt ihr Bedauern über die Vertreibung der deutschen Bevölkerung im sogenannten „Todesmarsch“ von Brünn nach Pohrlitz / Pohořelice zum Ausdruck brachte. Im selben Jahr fand auch der erste Versöhnungsmarsch statt. An diesem beteiligen sich jährlich etwa 150 Deutsche – Nachkommen von Familien, die in dieser Region ihre Wurzeln hatten. In den letzten Jahren wurden sie auch von deutschen Schülern und Studierenden begleitet. Das Festival Meeting Brno hat sich zu einer anerkannten Plattform für den Dialog über die gemeinsame Geschichte, über Versöhnung und Partnerschaft von Deutschen und Tschechen entwickelt. Das zeigt auch die Teilnahme des deutschen Botschafters, der österreichischen Botschafterin sowie von Vertretern der deutschen, bayerischen und tschechischen Regierung. Eine besondere Anerkennung kam auch von der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Bayern, die das Festival mit der Goldenen Verdienstmedaille ausgezeichnet hat.